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Flavio Camenzind will sein Internet-Radio
betreiben, so lange das Geld reicht. Sein Traum wäre es, bei einer
richtigen Radiostation mitarbeiten zu können. (bg) |
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21. Januar 2005
REGENSDORF / Der 15-jährige Flavio Camenzind aus Adlikon
unterhält ein eigenes Internet-Radio
«Ich kann aus jeder Sendung lernen»
Mit sechs Jahren erhielt Flavio Camenzind ein
Mischpult geschenkt. Seither hat ihn die Idee einer eigenen Sendung nicht
mehr losgelassen. Vor einem Jahr ist er mit Radio Cool im Internet
gestartet.
Barbara Gasser
Mit Radio fürs Quartier laute Musik aus Boxen, die auf
dem Balkon standen ist Flavio Camenzind nicht weit gekommen. «Ein paarmal
lief es gut. Dann kam ein Brief von der Verwaltung, dass so etwas nicht
erlaubt sei», sagt der 15-jährige Oberstufenschüler. Jetzt hat er das auch
nicht mehr nötig. Sein Radio Cool läuft über Internet, und das schon seit
einem Jahr. Ein Zimmer in der Wohnung seiner Eltern hat er als Musikstudio
eingerichtet.
Schon immer ein Radiofan
Seit sich Flavio zurückerinnern kann, hat er sich fürs Radio interessiert.
«Ich war immer ein grosser Fan von Radio 24», sagt er. Als Fünfjähriger
erhielt er einen Kassettenrecorder für Kinder, den er jedoch viel mehr für
eigene Tonaufnahmen denn als Musikabspielgerät benutzte. «Schon damals
versuchte ich, eine eigene Show aufzuziehen.»
Zusammen mit seinem neun Jahre älteren Bruder hat er jeweils Sendungen
nachgeahmt, was beiden grossen Spass machte. Die Faszination ist bis heute
geblieben. «Vor einem Jahr habe ich mich beim Bakom (Bundesamt für
Kommunikation) um eine eigene Frequenz beworben. Im Raum Zürich ist jedoch
bereits alles ausgeschöpft und es wäre für mich auch zu teuer», erklärt
Flavio. Also hat er zuerst einmal eine eigene Homepage aufgezogen. Beim
Surfen im Internet ist er auf Radios gestossen, die dort auf Sendung sind.
Sofort hat er angefangen, Kontakte zu knüpfen, von seinem Projekt erzählt
und sich um Treffen mit Leuten aus der Promiszene bemüht. Zusammen mit einem
Kollegen ist er für die Berichterstattung über die erste Staffel von «MusicStar»
akkreditiert worden. Das war der Einstieg für ein eigenes Programm.
Lizenz noch nicht ausgeschöpft
Tagsüber läuft Musik für ein breites Publikum. «Jeweils von 20 bis 22 Uhr
machen wir auch Moderation, informieren über Aktualitäten des Tages und
versuchen, die Wünsche der Hörerschaft zu erfüllen», beschreibt Flavio
Camenzind sein Engagement. «Am Anfang haben fünf bis zehn Leute zugehört.
Die Lizenzgebühren erlauben zwar 500, aber davon sind wir noch weit
entfernt.»
Zuerst eine Lehre machen
Auf der Suche nach Geldgebern ist der junge Radiomacher auch mit grösseren
Firmen in Kontakt gekommen, die neben Freunden und Bekannten Radio Cool
finanziell unterstützen. «Wir bleiben dran, so lange das Geld reicht.»
Sein Traumberuf wäre, bei einer richtigen Radiostation dabei zu sein. Doch
zuerst muss er die letzte Klasse der Oberstufe fertig machen und danach eine
Lehrstelle finden. «Ich weiss noch nicht genau, was ich will. Am ehesten
etwas im Bereich Elektronik, das hat ja auch mit meinem Hobby zu tun.» Zwar
stehen in seinem Studio noch Musikanlagen und Mischpulte, und unzählige CDs
sind in Regalen verstaut. Doch das Herzstück ist der Computer, über den die
Sendungen laufen. Wie die Programme funktionieren, hat er sich im Lauf der
Zeit selber beigebracht. «Auch von jeder Sendung lerne ich immer wieder
Neues.»
Flavio spielt einmal pro Woche Tennis, für mehr bleibt neben Schule und
Radio keine Zeit. «Ab und zu gehe ich mit Kollegen aus, oder wir besuchen
Anlässe, über die ich dann wieder im Radio berichten kann.» |